Die Salzkammergut-Lokalbahn

Ein Bericht von Dipl.-Ing.(FH) Markus Müller, Georg Pavel und Franz Straka

Die SKGLB begann einst in Bad Ischl, wo Franz Josef I. in der Kaiservilla seine Sommerfrische verbrachte. Die Strecke verlief von Bad Ischl über Strobl, entlang des Wolfgangsees nach St. Gilgen und weiter am Krottensee vorbei, durch den Hüttensteintunnel Richtung Scharfling und schließlich entlang des Mondsees nach St. Lorenz. In St. Lorenz zweigte ein Flügelstrecke nach Mondsee ab, während die Hauptstrecke weiter nach Salzburg führte.


Die Lokomotive Nr. 9 und einer weitere Vertreterin der C1-n2t Baureihe im Bahnhof St. Lorenz

Das neue Lokalbahngesetz bildete die Basis für viele Nebenbahnen, die gegen Ende des 19.Jahrhunderts gebaut wurden. So beschloss man auch, im Salzkammergut eine Bahn zu errichten. Am 13.Januar 1890 wurde die Konzession an Ing. Wilhelm Michel und an die Firma Stern & Hafferl erteilt. Aus finanziellen Überlegungen entschied man sich für eine Schmalspurbahn.

Die Militärbehörde setzte die Spurweite auf 760 mm (Bosnische Spur) fest, da man für die militärische Nutzung den Fuhrpark jederzeit auf anderen Schmalspurbahnen einsetzten konnte. Zu Beginn war der Ausgangspunkt nicht der Ischler Staatsbahnhof (heute: Personenbahnhof) sondern der Lokalbahnhof Bad Ischl, der etwas außerhalb lag. Die Strecke Ischl Lokalbahnhof bis Strobl wurde am 5. August 1890 eröffnet, nicht ganz ein Jahr später, am 28. Juli 1891 wurde die Strecke Salzburg - Mondsee ihrer Bestimmung übergeben.


Lokomotive 20 fährt mit einem Güterzug Richtung Bad Ischl

Der Übergang auf das Vierschienengleis beim Frachtenbahnhof Bad Ischl

Erst nach zwei jähriger Bauzeit wurde am 20. Juni 1893 die Lücke zwischen Strobl und St. Lorenz geschlossen. Mitte des Jahres 1893 eröffnete die SKGLB die Zahnradbahn auf den Schafberg, die ebenfalls von der Firma Stern & Hafferl erbaut wurde. Am 3. Juli 1894 wurde das restliche Teilstück zwischen Bad Ischl Lokalbahnhof und Bad Ischl Staatsbahnhof seiner Bestimmung übergeben. Die Strecke führt vom Lokalbahnhof durch den ca. 685 m langen Kalvarienbergtunnel, weiter durch den Ortsteil Kaltenbach und über die schmalspurige Traunbrücke (heute erhalten als Straßenbrücke) zum Frachtenbahnhof Bad Ischl, wo sich die Normal- und Schmalspur den Bahnhof teilten. Kurz nach dem Frachtenbahnhof wurde das Schmalspurgleis in die normalspurige Strecke Richtung Attnang-Puchheim eingebunden. Die Trasse mit dem asymmetrischen Vierschienengleis führte durch den Ischlertunnel weiter über die Traunbrücke mündete im Personenbahnhof schließlich aus dem Normalspurgleis, um am Hausbahnsteig zu enden.

1912 plante der Vorstand der Salzkammergutlokalbahn, die gesamte Strecke zu elektrifizieren, jedoch stellte sich die kkStB (k.k. Staatsbahnen) diesem Projekt entgegen. Im Jahre 1917 wurde die SKGLB von der Militärverwaltung der k.u.k.-Monarchie aufgefordert, fünf Lokomotiven an das Militär abzugeben, um die Nachschubversorgung am Balkan aufrechterhalten zu können.


TCa 672 verschiebt im Bahnhof Mondsee

TCa 672 kuppelt in St. Lorenz einige Güterwaggons an

Abgesehen von den Kriegswirren gab es weiters einen enormen Kohlemangel, der dazu führte, dass der planmäßige Verkehr nur mehr eingeschränkt möglich war. Eine weitere Lokomotive wurde 1918 bei der SKGLB angefordert, was die Betriebsführung noch schwieriger machte. 1920 erfolgte der Rücktransport von drei Lokomotiven die während des Krieges ihren Dienst an der Front versahen.

In diesem Jahr übernahm die Bundesbahn (Direktion Linz) aufgrund der schlechten Lage der Gesellschaft die Betriebsführung auf der SKGLB. Während dieser Zeit versah auch eine BBÖ-Lokomotive (Uh1, später Bh 1) ihren Dienst auf der SKGLB, was durch Fotos aus dem Jahre 1923 belegt ist. Am 1.Februar 1925 endete der Betrieb durch die Bundesbahn und die Aktiengesellschaft der SKGLB übernahm wieder die Betriebsführung. 1927 sanken die Fahrgastzahlen, da die Autobuskonkurenz durch Post und private Unternehmen zunahm.
1928 richtete die SKGLB selbst einen Autobusverkehr ein, zur gleichen Zeit wurden fünf vierachsige Personenwagen in Betrieb genommen, um den Verkehr auf der Schiene attraktiver zu gestalten. Zusätzlich wurde der Salonwagen S 51 des Kaisers in einen diesel-elektrischen Triebwagen mit der Bezeichnung TCa 51 umgebaut.
Bereits im Winter 1928/29 wurde der TCa 51 auf benzin-elektrischen Antrieb umgebaut, da sich der ursprünglich eingesetzte Dieselmotor nicht bewährte. 1931 erfolgte die Umbenennung in TCa 672. Haupteinsatzgebiet des Triebwagens war die Flügelbahn St. Lorenz - Mondsee. Das Jahr 1931 prägte das kleine Verkehrsunternehmen im Salzkammergut: die SKGLB verkaufte die Schafbergbahn inklusive dem Schafberg-Hotel und einen Teil der Längsschiffahrt am Wolfgangsee an das Österreichische Verkehrsbüro.

Im Jahr 1932 erfolgten wieder einmal Arbeiten am Antrieb des TCa 672, diesmal wurde ein Holzgasgenerator eingebaut, der auf einer eigenen Plattform vor dem Führerstand aufgesetzt wurde.
1
933 wurde der Druck auf Österreichs Wirtschaft stärker. Im Hintergrund der allgemeinen wirtschaftlichen Stagnation brachte vor allem die sogenannte 1000 Mark-Sperre durch Hitler-Deutschland den Tourismus zum Erliegen.

 


Ein Personenzug ist soeben aus der Finsternis des Hüttensteintunnels aufgetaucht und dampft entlang des Krottensees Richtung Bad Ischl

Um den Verkehr attraktiver zu gestalten und eine Alternative zum Dampfbetrieb zu schaffen, entwickelte die Firma Austro-Daimler neuartige Triebwägen für die Eisenbahn. Leider entsprachen sie nicht den an sie gestellten Erwartungen, und wurden schon nach kurzer Zeit ausser Betrieb gestellt. Die Triebwagen fanden später (1939) bei den Steirmärkischen Landesbahnen Verwendung, wenn auch zuletzt nur mehr als Personenwagen. Obwohl der Betrieb auf der SKGLB 1937 einen Monat lang eingestellt werden musste und die Bediensteten ihre Gehälter nur in 5 Schilling Raten erhielten, blieben sie dem Unternehmen treu.
1938
wurde Österreich an Hitler-Deutschland angeschlossen, die 1000 Mark-Sperre aufgehoben und die Fahrgastzahlen der SKGLB stiegen merklich an. Der Tca 672 wurde 1942 außer Betrieb gestellt und verblieb in diesem Zustand bis 1946. In den letzten Kriegstagen wurde ein Zug der SKGLB von einem amerikanischen Langstreckenjäger angriffen. Tote und Verletzte waren zu beklagen, sowie erhebliche Schäden an den Waggons und der Lokomotive.


SKGLB 3 in Salzburg Ischlerbahnhof

Bei einer Aufsichtsratssitzung wurde 1946 beschlossen, die SKGLB von Grund auf zu erneuern und auf elektrischen Betrieb umzustellen. 1948 stand die Elektrifizierung der SKGLB kurz bevor, denn sogar der Hilfs- und Wiederaufbaufonds der USA (ERP = European Recovering Program) stellte Geldmittel zur Verfügung. Allerdings wurde die Elektrifizierung seitens des Verkehrsministeriums abgelehnt. Mitte der 50er-Jahre erarbeitete Ing. Stern ein Konzept, dass eine Elektrifizierung der SKGLB vorsah, doch auch dieses wurde nicht umgesetzt.

Am 9. April 1957 schlugen Vertreter der Bundesländer Oberösterreich und Salzburg dem Bund vor, die SKGLB zu übernehmen und verpflichteten sich zu einer einmaligen finanziellen Leistung.
Jedoch wurde auch dieser Vorschlag seitens des Verkehrsministeriums abgelehnt. Nach weiteren Interventionen der Bevölkerung, die jedoch ungehört blieben, war das Ende der SKGLB absehbar. Am 30. September 1957 fuhr der letzte Personenzug, der letzte Güterzug fuhr am 10. Oktober 1957.

 


Lok Nr.22 hält mit einem Personenzug in Kraiwiesen

Der Abbau der Strecke ging so rasch voran, dass man im Bahnhof St. Gilgen Waggons vergaß und diese später per Straßenroller abtransportieren musste. Wenn man die Einstellung und den Neubau der Bundesstrasse nach heutigen Standpunkt betrachtet, so kostete damals alleine der Abbruch der Strecke 80 Mio. Schilling und der Straßenbau immerhin 350 Mio. Schilling. Für die Elektrifizierung inklusiver neuer Triebfahrzeuge wären seinerzeit bloß 44 Mio. Schilling notwendig gewesen.

Den Bericht über das Museum der SKGLB in Mondsee von Herrn Zopf finden Sie hier.

 
Technische Daten der Strecke
 
Spurweite: 760 mm
Kleinster Radius: 60 m
Größte Steigung: 27,5 ‰
Streckenlänge:
Bad Ischl Staatsbahnhof - Salzburg Lokalbahnhof: 63,2 km
Flügelstrecke St. Lorenz - Mondsee 3,5 km
 

Eröffnung:

05.08.1890 Bad Ischl Lokalbahnhof – Strobl

28.07.1891 Mondsee – Salzburg

20.06.1893 Strobl – St. Lorenz

03.07.1894 Bad Ischl Lokalbahnhof – Bad Ischl Staatsbahnhof
 

Betriebsart: Dampf-, ab 1928 auch Dieselbetrieb

Eigentümer: SKGLB AG

Betriebsführer: 01.12.192031.01.1925 BBÖ, sonst eigene Betriebsführung

Einstellung des Betriebs: 30.09.1957 Personenverkehr, 10.10.1957 Güterverkehr

 

Wir bedanken uns beim Salzburger Landesarchiv und Herrn Mag. Alfred Luft für die Bereitstellung der Bilder für diesen Bericht.

 

Buch-Tipp:

Moriz Gelinek Leben und Werk – Der Salzburger Eisenbahn - Pionier
Amt der Salzburger Landesregierung, Schriftenreihe des Landespressebüros, Sonderpublikation Nr. 127
Herausgeber: Dr. Roland Floimaier
Verleger: Land Salzburg, 1996
ISBN: 3-85015-146-8

Von Salzburg nach Bad Ischl
Josef Otto Slezak
Verlag Slezak
ISBN 3-85416-170-0

Bahn im Bild 7 - Die Salzkammergut-Lokalbahn
Verlag Pospischil A-1020 Wien, Novaragasse 47

Die Eisenbahnen im Salzkammergut
Christian Hager
Verlag Ennsthaler
ISBN 3-85068-350-8

Zwischen Salzburg und Bad Ischl
Verlag: Wolfgang Vogel
A-4861 Schörfling, Erdl 7
Privatauflage (1983) - vergriffen !!!

Film Tipp:

SKGLB - Die Salzkammergut-Lokalbahn
Bahn im Film
Tel+Fax 01/817 22 54
www.bahn-im-film.at
E-Mail: bahn.im.film@aon.at

Museum:

Informationen sowie Mitgliedschaft beim SKGLB-Museum in Mondesee
Tourismusverband Mondsee - Heimatbund Mondseeland
A-5310 Mondsee
Telefon +43/06232/2270 oder 4270
Fax +43/06232/4470

  


Dipl.-Ing.(FH) Markus Müller
Georg Pavel
Franz Straka

Februar 2007