Moriz Gelinek und das System "GEBUS"

Ein Bericht von Franz Straka und Dipl.-Ing.(FH) Markus Müller

Moriz Gelinek wurde am 30.04.1887 im Gasthaus Post in Hallein geboren. Sein Wohnsitz änderte sich mehrfach, da sein Vater aus beruflichen Gründen in verschiedenen Orten der Monarchie seinen Dienst versah. In seinen jungen Jahren kam Gelinek wieder zurück nach Salzburg, wo er im Außenbüro der Motorenfabrik Langen und Wolff als Diplomingenieur angestellt wurde.


Montage von Gebus-Loks in der Halle der Firma Janisch (Quelle: Schriftenreihe des Landespresse-büros Sbg., Sonderpublikation 127, Genehmigung für die Veröffentlichung durch das Pressebüro )
Als Konstrukteur, Bahnpionier und Unternehmer richtete sich seine Aufmerksamkeit vor allen auf Erfindungen. Der materielle Erfolg lag ihm fern. Er brillierte als versierter Techniker und Erfinder. Nach dem 1. Weltkrieg verfolgte er die Idee der benzin- und dieselelektrischen Kraftübertragung bei Lokomotiven. Seine erste Lokomotive baute Moriz Gelinek 1920/21 für den Einsatz im Torfwerk Lamprechtshausen - Bürmoos, weiters folgten Lokomotiven für Waldbahnen, Kohlengruben, etc.
Nachfolglich meldete Gelinek mehrere Patente an, doch sein bekanntestes Patent betraf die „Gebus - Lokomotiven“. 1931 wurde sein System bereits in 13 europäischen Ländern sowie in den USA durch Patente geschützt. Die Produktionsstätten befanden sich abwechselnd in Wien und Salzburg, wobei sich Gelinek immer mehr auf Planungen und die Vergabe von Lizenzen an diverse Firmen im In- und Ausland spezialisierte.

Komplettierung von Gebus-Lokomotiven (Quelle: siehe oben)

Diese Baracke in Salzburg-Gnigl diente der Firma Gebus als Werkstätte (Quelle: siehe oben)

1956 schloß Gelinek das Werk in Salzburg, das sich zur damaligen Zeit nicht mehr rechnete. Anfang der 60er Jahre wurde die Firma liquidiert. Zu seinem 90. Geburtstag 1977 wurde Gelinek mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet. Moriz Gelinek verstarb zwei Jahre später, am 24. Jänner 1979. Mit seinen Erfindungen war er einer der österreichischen Eisenbahnpioniere. Ihm war es wichtig, die Entwicklungen und den Fortschritt voran zu treiben, um so der Menschheit mit seinen Erfindungen zu dienen.

 
Beruflicher Werdegang von Moriz Gelinek
 

1908 - 1910: Büropraxis
1913: übernimmt er das Außenbüro in Salzburg der Motorenfabrik Langen und Wolff/Graz und übersiedelte in die Stadt Salzburg, wo er bei den Eltern in der Rainerstrasse 12 wohnte.
1915: Einberufung an die Isonzofront und Stationierung bei den Benzin-Elektrofeldbahnen. Gelinek wurde beauftragt, die Planung und den Bau für schienengebundene Transportmittel für Kriegszwecke zu modernisieren.


Ing. Gelinek (im Bild links) vor einer normalspurigen Verschublok (Quelle: siehe oben)

Im Bahnhof Mixnitz-Bärenschützklamm steht eine normalspurige Gebus-Verschublok in Verwendung

1917: Motorisierung der Pferdefeldbahnen in den Waldkarpaten, kurz darauf Versetzung zum Eisenbahnregiment.
1918: Absolvierung der Feldbahn - Motoren Schule in Wr. Neustadt mit ausgezeichnetem Erfolg. Versetzung ins nördliche Albanien und Zuteilung zur Motorenfeldbahn. Ende des 1. Weltkrieges entwickelte Gelinek in Albanien aus heereseigenen Beständen die erste dieselelektrische Kraftübertragung nach seinem System.

Dieser Prototyp bewährte sich hervorragend. Nach dem Rückzug aus Albanien (1918) kehrte Moriz Gelinek nach Salzburg zu seinen Eltern zurück. Gelinek übernimmt die Repräsentanz der Motorenfabrik Langen und Wolff in Salzburg, wo er neben seiner Tätigkeit bei anderen Firmen technische Arbeiten übernimmt. In der ersten Fahrschule Salzburgs wurde Gelinek zusätzlich Fahrlehrer für Automobile.
1919: Hochzeit mit seiner Gattin Elsa. Die beiden bekamen zwei Töchter: Senta und Doris.
Seine Ideen und Gedanken ließen Gelinek weiter an der benzin- bzw. dieselelektrischen Kraftübertragung bei Lokomotiven forschen.
1920/21 wurde die erste Lokomotive dieser Art gebaut (eine Feldbahnlokomotive für das Torfwerk Lamprechtshausen-Bürmoos). Viele Grubenbahnen und Waldbahnen waren begeistert von den Lokomotiven und bestellten bei Gelinek. Da der Platz den Verhältnissen angepasst werden musste, mietete Gelinek sich bei der Brückenbaufirma Janisch in der Fürnbergstrasse in Salzburg ein. Bei der Produktion glich keine der Lokomotiven der anderen, jede Lok war praktisch eine Einzelanfertigung.
1923: Da die Lokomotivkonstruktionen auf keiner firmenrechtlichen Grundlage stand, gründete Gelinek die „Ing. Gellinek (ein L zu viel!) & Co OHG. Als Betriebsgegenstand wird der Bau und Vertrieb von Gebus - Lokomotiven sowie der Maschinen- und Bahnanlagenbau angeführt. Der Name „Gebus“ entstand so, da man von den Gesellschaftern Gelinek, Buchleitner und Strizek die Anfangsbuchstaben verwendete.

Erst 1924 wurde die Firma ins Handelsregister eingetragen, noch im gleichen Jahr meldete Gelinek das Prinzip der „Motorlokomotive mit elektrischer Kraftübertragung“ zum Patent an. Unter der Nummer 106.611 wurde 1927 die Patentschrift ausgegeben. Darauf folgte das Patent mit der Nummer 108.837 „Elektrische Kraftübertragung mit automatischer Leistungsregulierung für Fahrzeuge“.

1928: Vier Jahre nach der Gründung der Firma waren eine beachtliche Menge an Fahrzeugen mit dem System in Österreich, Cz, Deutschland (ca. 80 Stück) unterwegs.
Ebenfalls 1928 scheidet Adolf Buchleitner als Gesellschafter aus. Man übersiedelte nach Wien und liquidierte die Firma in Salzburg. Ing. Gelinek gründete mit Judtmann die Firma: Ing. Gelinek & Ing. O. Judtmann. Der neu gegründete Betrieb vertrieb und konstruierte Gebus - Lokomotiven am Firmensitz in Wien VIII, Langegasse 5.

 


Die Gebus-Lokomotive 2090.01, aufgenommen vor dem Heizhaus Ober Grafendorf

Man baute keine Lokomotive mehr, sondern befasste sich mit der Vergabe von Lizenzen an Lokomotiv- und Waggonfabriken im In- und Ausland. Nebenbei wurde zeitweise eine Werkstätte auf dem Gelände des Wiener Nordbahnhofes eingerichtet. Weiters führte das Büro von Gelinek Planungsarbeiten für Lizenzfirmen durch.
1931 wurde das „Gebus System“ bereits in 13 europäischen Ländern und in den USA durch Patente geschützt. Einen Versuch machte Moriz Gelinek mit der Projektierung von Anlagen, die zur Erzeugung von Holzkohle und Holzkohlebriketts geeignet waren. Dieser Zweig zog sich durch den 2. Weltkrieg, wo Gelinek auch Holzgasaggregate fertigte. Zu dieser Zeit (1930 - 1945) wurden nicht einmal eine Hand voll an Gebus - Lokomotiven hergestellt. Im Frühjahr 1945 flüchteten Gelinek und seine Familie mit einem holzgasbetriebenen Auto nach Salzburg, wo er in der Dreifaltigkeitsgasse 18 aufgenommen wurde. Gelinek, schon fast 60 Jahre alt, versuchte erneut seine Firma zu etablieren, wie schon in den Anfängen als Konstrukteur und Produzent von Kleinlokomotiven. Nebenprodukte waren noch Blechschachtöfen mit Spülgasheizungen und Auspuff - Verkohlungsanlagen.
1947 verlegte Gelinek seinen Firmensitz von Wien nach Salzburg, wobei er die Werkstätte in der Alpenstrasse 40 errichtete.


Der ehemalige Gebus - Triebwagen Tca 672 der SKGLB verkehrt heute als Barwagen auf der Murtalbahn

1949 produzierte Gelinek auf dem Wiener Nordbahngelände schmalspurige und normalspurige Verschublokomotiven, sowie Notstromaggregate. Auch Umbauten von Lokomotiven und Triebwagen wurden ihm übergeben. Die Entwicklungskosten und die industrielle Entwicklung brachten das Unternehmen in den 50er Jahren in Bedrängnis. Der grösste Konkurrent waren die Jenbacher Werke in Tirol. Auch der Mangel an Betriebskapital wirkte sich nachteilig auf das Geschäft aus.

1956 schloss man das Werk in Salzburg und zwei Jahre später musste der Ausgleich angemeldet werden.
1960 wird das Ausgleichsverfahren eingestellt, doch die Tage der Firma waren gezählt.
1961: Im April kam es zum Konkurs der Firma.
1962: lieferte man die letzten Lokomotiven aus.
1965 wurde die Firma liquidiert.

 

 


Auch bei der Baureihe 2091 basiert die Kraftübertragung auf dem Gebus - Prinzip

Gelinek war ein hochintelligenter Mann. Er sprach fünf Sprachen und interessierte sich für Psychologie, parapsychologische Erscheinungen und vertiefte sich in die Arbeiten Freuds. Er war ein stets positiv denkender Mensch, der seinen Optimismus und Humor nie verlor. Materieller Erfolg gab Gelinek wenig. Nur die, die ihn kannten, nannten ihn einen glücklichen Menschen.

 

Wir bedanken uns für die Unterstützung des Pressebüros des Landes Salzburg und deren Genehmigung zur Veröffentlichung der Bilder aus der Schriftenreihe des Landesbüros, Serie Sonderpublikationen, Nr. 127. Die Recherchen wurden aus den unten genannten Buch erarbeitet

Quelle:
Amt der Salzburger Landesregierung, Schriftenreihe des Landespressebüros, Sonderpublikation Nr. 127
Moriz Gelinek Leben und Werk – Der Salzburger Eisenbahn - Pionier
Autoren Herr Dipl. Ing. Heinrich Harrer und Herr Herbert Fritz
Herausgeber: Dr. Roland Floimaier
Verleger: Land Salzburg, 1996
ISBN: 3-85015-146-8

  

Franz Straka
Dipl.-Ing.(FH) Markus Müller

Oktober 2006